Six Sigma Methode: Definition, Prinzipien und Vorteile

Diagramm, das die Six Sigma Methode veranschaulicht

Zusammenfassung: Six Sigma ist eine etablierte Methode im Qualitätsmanagement, die häufig in Kombination mit Lean Management (als Lean Six Sigma) eingesetzt wird, um Prozesse effizient zu optimieren. Das Ziel der Six Sigma Methode ist es, die Prozessvariabilität zu verringern und Fehler zu minimieren. Dadurch werden Ressourcen effizienter genutzt, Kosten gesenkt und die Kundenzufriedenheit gesteigert. Unternehmen, die Six Sigma erfolgreich anwenden, können ihre Prozesskosten in einigen Fällen um bis zu 50 % senken¹. Zertifizierungen wie Green Belt und Black Belt qualifizieren Mitarbeiter in spezifischen Methoden und Tools von Six Sigma und Lean Management. Das Konzept wurde ursprünglich von Motorola für die Produktion entwickelt, findet heute jedoch branchenübergreifend Anwendung. 

¹ SixSigma.us – Reducing the Cost of Poor Quality

Was ist Six Sigma? (Definition)

Six Sigma ist eine präzise und methodische Herangehensweise zur Prozessoptimierung, die sowohl im Qualitätsmanagement als auch in der statistischen Analyse Anwendung findet. Ziel ist es, Prozesse so zu optimieren, dass die Fehlerquote auf ein Minimum reduziert wird, mit dem Ergebnis, dass statistisch gesehen 99,99966 % der Ergebnisse fehlerfrei sind. Die Methode nutzt datenbasierte Analysen zur Identifizierung und Behebung von Schwachstellen in Prozessen, wodurch Unternehmen ihre Effizienz steigern und Kosten senken. Der Name leitet sich von der statistischen Kennzahl „Sigma“ ab, welche die Streuung von Werten um den Mittelwert beschreibt. „Six“ verweist auf das Ziel, dass Qualitätswerte innerhalb der sechsfachen Standardabweichung vom Mittelwert liegen. Unternehmen, die Six Sigma anwenden, profitieren von nachhaltig verbesserter Prozessqualität und höherer Kundenzufriedenheit.

Ziel von Six Sigma

Six Sigma verfolgt konsequent das Ziel einer Null-Fehler-Produktion, in der Fehlerquellen systematisch identifiziert und eliminiert werden. Die Philosophie ermöglicht es Unternehmen, nicht nur ihre Produktqualität zu steigern, sondern auch Produktionskosten durch die Vermeidung von Nacharbeiten und Ausschuss zu senken. Der messbare Erfolg von Six Sigma zeigt sich in der höheren Prozessstabilität und der Fähigkeit, Kundenanforderungen präzise und zuverlässig zu erfüllen. Durch diese kontinuierliche Verbesserung entstehen nicht nur hochwertige Produkte, sondern auch eine nachhaltige Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.

Historie von Six Sigma

Six Sigma entwickelte sich aus den Anfängen der modernen Qualitätskontrolle, die in den 1920er Jahren von Walter A. Shewhart mit der Einführung statistischer Prozesskontrollen in der Industrie initiiert wurde. Der Begriff „Six Sigma“ wurde in den 1980er Jahren von Motorola geprägt, das die Methode zur Verbesserung des Kundendienstes und zur Kostensenkung einsetzte. In den 1990er Jahren griff General Electric unter der Führung von Jack Welch die Six Sigma Methode auf und entwickelte sie weiter, was zu ihrer globalen Verbreitung führte. Heute nutzen Unternehmen weltweit Six Sigma, um ihre Abläufe zu optimieren, die Kundenzufriedenheit zu steigern und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Was ist Lean Six Sigma?

Lean Six Sigma vereint die Effizienz der Lean-Methoden mit der präzisen Fehler- und Varianzreduzierung von Six Sigma. Die Methode hilft Unternehmen, die Qualität ihrer Produkte und Prozesse zu steigern, Kosten zu senken und Kundennutzen zu maximieren. Der Schwerpunkt liegt auf der Beseitigung von Verschwendung und der Optimierung von Geschäftsprozessen, wobei acht Hauptkategorien von „Verschwendung“ identifiziert und reduziert werden. Durch die Minimierung dieser Verschwendungen können Unternehmen ihre Produktivität steigern, Probleme schneller lösen und reibungslosere Abläufe schaffen.

Durchführung einer Six-Sigma-Analyse

Six Sigma bietet Unternehmen verschiedene methodische Ansätze zur Prozessoptimierung und Qualitätsverbesserung. Die Wahl der richtigen Methode hängt von den spezifischen Zielen und der Unternehmenskultur ab.

  • DMAIC (Define, Measure, Analyze, Improve and Control) : Strukturierter Prozess zur Optimierung bestehender Abläufe. 

  • DMADV (Define, Measure, Analyze, Design and Verify) : Methode zur Entwicklung neuer Prozesse oder Produkte. Ähnlich wie DMAIC, jedoch mit Schwerpunkt auf Design und Verifizierung.

  • LSS (Lean Six Sigma): Kombination von Six-Sigma- und Lean-Prinzipien zur Reduktion von Prozessvariation und Verschwendung. 

  • Wertstromanalyse: Detaillierte Analyse zur Identifikation von Einsparpotenzialen. Wichtig für die Feinabstimmung von Prozessen und die Steigerung der Effizienz.

Der Six Sigma Kernprozess: DMAIC 

DMAIC ist der zentrale Prozess innerhalb des Six Sigma-Ansatzes und wird oft als der wichtigste Bestandteil angesehen. Der strukturierte Zyklus besteht aus fünf Phasen:

  • Define: Klare Festlegung des Problems und der Ziele des Optimierungsprojekts. Dieser Schritt bildet die Grundlage für alle weiteren Aktivitäten.

  • Measure: Erhebung und Analyse von Daten, um den aktuellen Zustand des Prozesses genau zu erfassen. Diese Informationen sind entscheidend für eine fundierte Ursachenanalyse.

  • Analyze: Identifizierung der Kernursachen, die zu Ineffizienzen führen. Dabei werden statistische Werkzeuge verwendet, um die wesentlichen Einflussfaktoren zu bestimmen.

  • Improve: Entwicklung und Implementierung von Lösungen, die das Problem gezielt adressieren. Der Fokus liegt auf der nachhaltigen Verbesserung des Prozesses.

  • Control: Sicherstellung, dass eingeführte Verbesserungen dauerhaft bestehen bleiben. Hier wird der Prozess überwacht und bei Bedarf angepasst, um Rückfälle zu vermeiden.

Six Sigma Belts

Six Sigma ist eine Methode zur Prozessoptimierung, die auf klar definierten Rollen, den sogenannten „Belts“, basiert. Diese Rollen sind vergleichbar mit Gürteln im Kampfsport und symbolisieren Wissensstand und Verantwortung der Beteiligten. Einsteiger beginnen als Yellow Belts und unterstützen erste Projekte, während Green und Black Belts fortgeschrittene Aufgaben übernehmen und eigenständig Verbesserungsprojekte leiten. Der Master Black Belt fungiert als Experte und führt die gesamte Six Sigma Organisation an. Darüber hinaus gibt es Champions aus dem Management, die notwendige Ressourcen bereitstellen und Projekte strategisch unterstützen. 

Six Sigma Tools, Methoden & statistische Analyseverfahren

Für die effektive Umsetzung des DMAIC-Prozesses stehen in jeder Phase spezifische Tools, Methoden und statistische Analyseverfahren zur Verfügung. Die Werkzeuge unterstützen bei der Analyse, Optimierung und nachhaltigen Sicherung der Prozessqualität. Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über die wichtigsten Tools und Methoden in den einzelnen DMAIC-Phasen

Eine Tabelle, die die Phasen, Methoden und Werkzeuge von Six Sigma beschreibt. Die Phasen sind Define, Measure, Analyze, Improve und Control, mit entsprechenden Methoden und Werkzeugen für jede Phase.

Vorteile von Six Sigma 

Die Six Sigma-Methode bietet eine systematische und datengestützte Herangehensweise zur Optimierung von Unternehmensprozessen. Die Effizienz, Qualität und Kundenzufriedenheit lassen sich nachhaltig steigern. Im Folgenden einige der Vorteile der Methode im Überblick:

1. Effizienzsteigerung und Kostensenkung

Die Methode identifiziert ineffiziente Prozesse und eliminiert sie systematisch. Dadurch werden Betriebskosten reduziert und die Prozessgeschwindigkeit erhöht.

2. Erhöhte Kundenzufriedenheit

Im Mittelpunkt stehen die Bedürfnisse der Kunden, und die Prozessqualität wird verbessert. Dies führt zu einer gesteigerten Kundenzufriedenheit und Loyalität.

3. Strukturierte Problemlösung

Durch einen klar definierten Ansatz zur Analyse und Lösung von Problemen können Ursachen methodisch identifiziert und beseitigt werden, was nachhaltige Lösungen ermöglicht.

4. Reduzierung von Verschwendung

Durch die Anwendung von Six Sigma werden nicht wertschöpfende Aktivitäten erkannt und eliminiert. Dies führt zu einer effizienteren Ressourcennutzung und optimierten Abläufen.

5. Höhere Produkt- und Dienstleistungsqualität

Durch präzise Prozesskontrollen wird eine konstant hohe Qualität gewährleistet, was die Fehlerquote reduziert, Produktionsprozesse optimiert und die Zuverlässigkeit von Produkten und Dienstleistungen erhöht.

6. Transparenz und Messbarkeit

Die Methode erhöht die Prozessstablität und Nachvollziehbarkeit durch genaue Kennzahlen. Dies ermöglicht eine bessere Kontrolle in Unternehmen.

7. Nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit

Durch kontinuierliche Verbesserung wird die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft des Unternehmens gestärkt.

Six Sigma und Lean Management

Six Sigma und Lean Management sind zwei methodische Ansätze, die in der Fertigungsindustrie eng miteinander verzahnt sind, um Prozesseffizienz und Qualität zu steigern. Während sich Lean Management auf die Eliminierung von Verschwendung und  Optimierung von Prozessflüssen konzentriert, geht es bei Six Sigma um die Reduktion von Fehlern und Erhöhung der Prozessstabilität. Gemeinsam eingesetzt, maximieren die Methoden die Gesamtanlageneffektivität (OEE) und schaffen eine Null-Fehler-Kultur. Unternehmen profitieren von schnellerer Projektdurchführung und höherer Kundenzufriedenheit. 

Six Sigma und Kaizen

Die Kombination von Six Sigma und Kaizen ist eine wirkungsvolle Synergie zur Optimierung von Unternehmensprozessen. Während Six Sigma durch statistische Analyse auf die Eliminierung von Prozessfehlern setzt, steht Kaizen für kontinuierliche Verbesserungen durch kleine, regelmäßig umgesetzte Änderungen im täglichen Betrieb. Die Methoden ergänzen sich ideal, um nicht nur kurzfristige Effizienzgewinne, sondern nachhaltige Erfolge zu erzielen. Unternehmen, die beide Ansätze koordinieren, profitieren von einer gesteigerten Produktivität, optimierten Ressourcennutzung und verbesserten Mitarbeitermotivation. Six Sigma liefert datengetriebene Präzision, während Kaizen den ideenbasierten, menschlichen Aspekt der kontinuierlichen Verbesserung einbringt. 

Kritik an Six Sigma 

Six Sigma steht in der Kritik, sofern es ohne die Integration anderer Methoden wie Lean angewandt wird, da so die Flexibilität zur Problemlösung und Entwicklung innovativer Ansätze begrenzt sind. Eine starke Ausrichtung auf Kostensenkung kann dazu führen, dass potenzielle, außerhalb des üblichen Rahmens liegende Lösungen übersehen werden. Zudem kann der hohe Aufwand für Schulungen und Zertifizierungen den Nutzen in kleineren Unternehmen infrage stellen.

Ausblick

Six Sigma bleibt ein wertvoller Ansatz zur Prozessoptimierung, vor allem in der Fertigungsindustrie, wo datenbasierte Entscheidungen und präzise Analysen  entscheidend sind. Doch gerade außerhalb dieser traditionellen Anwendungsfelder sollten Unternehmen auch alternative Methoden zur Prozessverbesserung in Betracht ziehen. Die Zeiten, in denen Unternehmen wie General Electric und Motorola durch Six Sigma bahnbrechende Erfolge erzielten, gehören der Vergangenheit an. Heute ist es entscheidend, neben bewährten Methoden auch moderne Ansätze wie Lean Six Sigma oder Operational Excellence (OPEX) in die strategische Ausrichtung einzubeziehen, um nachhaltig erfolgreich zu bleiben.

FAQ | Six Sigma

Six Sigma ist eine Methodik zur Prozessverbesserung, die zum Ziel hat, Prozessabweichungen minimieren. Sie verwendet statistische Werkzeuge, um die Qualität zu steigern und die Effizienz zu verbessern. Das Ziel der Six Sigma-Methode ist es, nur 3,4 Fehler pro Million Möglichkeiten zu erreichen. Six Sigma fördert eine datenbasierte Entscheidungsfindung.

Six Sigma basiert auf den Prinzipien der Kundenorientierung, der datengestützten Entscheidungsfindung, und der Reduzierung von Prozessvariationen. Es strebt kontinuierliche Verbesserung und Fehlerreduktion durch den DMAIC-Zyklus (Define, Measure, Analyze, Improve, Control) an. 

Qualitative Daten, wie Kundenzufriedenheit, werden durch Methoden wie Fragebögen oder Interviews messbar gemacht und in standardisierte Kategorien eingeordnet, beispielsweise durch die Likert-Skala

Six Sigma eignet sich besonders für Prozesse und Produkte, die anhand quantitativer Daten bewertet werden können, wie dies häufig in modernen Fertigungsprozessen der Fall ist.

Ja, auch in diesen Bereichen lässt sich Six Sigma anwenden, insbesondere wenn Prozesse in kleinere, messbare Schritte unterteilt werden können, um statistische Auswertungen zu ermöglichen.

Die Six Sigma-Zertifizierung ist in verschiedene Stufen unterteilt: Six Sigma White Belt, Six Sigma Yellow Belt, Six Sigma Green Belt, Six Sigma Black Belt und Six Sigma Master Black Belt. Jede Stufe repräsentiert ein unterschiedliches Niveau an Wissen und Verantwortung. Six Sigma Green Belts arbeiten oft in Projekten, während Six Sigma Black Belts und Six Sigma Master Black Belts komplexe Projekte leiten und Teams coachen. Die Stufen sind aufeinander aufbauend und ermöglichen eine schrittweise Vertiefung der Kenntnisse

Eine Six Sigma-Zertifizierung verbessert Ihre Fähigkeiten in der Prozessoptimierung und steigert Ihre Karrierechancen erheblich. Sie qualifiziert Sie, systematisch Qualitätsprobleme zu lösen und macht Sie zu einem unverzichtbaren Mitarbeiter im Unternehmen. Unternehmen schätzen Fachkräfte, die durch ein Six Sigma Training qualifiziert und zertifiziert sind, da dies Ihr Engagement für kontinuierliche Verbesserung zeigt. Die Durchführung von Six Sigma Projekten und der Einsatz von Six Sigma Werkzeugen tragen entscheidend zur Effizienz und Qualität in Prozessen bei.

Wählen Sie ein Six-Sigma-Programm basierend auf Ihren Karrierezielen und dem Level an Erfahrung, das Sie anstreben. Berücksichtigen Sie die Akkreditierung der Ausbildungsstelle und die Relevanz des Lehrplans für Ihre Branche. Praktische Erfahrung und Unterstützung durch erfahrene Trainer sind entscheidend. Vergleichen Sie auch den Ruf der Institution und die Kosten.

Image: Adobe Stock – Copyright: © Words Collage Cloud – stock.adobe.com

Arne Reis

Gründer

Arne Reis, Founder of flowdit

Prozessoptimierer mit 25 Jahren Expertise, fokussiert auf operative Exzellenz in Qualität, Instandhaltung, EHS und Inbetriebnahme. Setzt auf innovative Lösungen und höchste Qualitätsstandards.

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