Lean Production: Definition, Methoden und Vorteile

Symmetrisch angeordnete Regale in einem großen Lager, gefüllt mit roten und schwarzen Behältern, symbolisieren Lean Production.

Zusammenfassung: Lean Production ist ein wichtiger Bestandteil des Lean Managements. Die Methode, die in den 1950er Jahren aus dem Toyota-Produktionssystem hervorging, fokussiert sich auf die Reduktion von Verschwendung, Kostensenkung, Qualitätssteigerung, Erhöhung der Produktionsflexibilität und gesteigerte Kundenzufriedenheit. Die Anwendung von Prinzipien wie rechtzeitige Produktion (Just-in-Time), kontinuierliche Verbesserung (Kaizen) und die aktive Einbindung der Mitarbeiter macht Lean Production heute weltweit zu einer unverzichtbaren Strategie für Fertigungsunternehmen. 

Lean Production: Definition 

Lean Production, auch als Lean Manufacturing bezeichnet, bedeutet „schlanke Produktion“. Dabei werden Produktionsfaktoren wie Personal, Werkstoffe, Organisation und Betriebsmittel sparsam und zeiteffizient eingesetzt. Der Fokus liegt auf Prozessoptimierung, um Qualität und Flexibilität eines Unternehmens zu steigern. Durch die Vermeidung von Verschwendungen und die Verschlankung der Prozesse entstehen kürzere Durchlaufzeiten in der Fertigung, was die Produktivität, Flexibilität und Kapitalbindung verbessert. Eine präzise und eindeutig strukturierte Lean-Organisation ist entscheidend für den erfolgreichen Einsatz von Lean Production.

Der Ursprung von Lean Production und seine globale Verbreitung

Lean Production hat seine Wurzeln tief im Toyota-Produktionssystem (TPS), das in den späten 1940er und frühen 1950er Jahren von Visionären wie Taiichi Ohno und Shigeo Shingo bei der Toyota Motor Corporation entwickelt wurde. Die Lean-Methoden wurden ursprünglich geschaffen, um Effizienz und Qualität in der Automobilproduktion zu optimieren. In den 1980er Jahren erlangte Lean Production internationale Aufmerksamkeit, insbesondere durch das Buch „The Machine That Changed the World“ (James P. Womack, Daniel T. Jones und Daniel Roos). Es machte die Prinzipien der Lean Production einem weltweiten Publikum bekannt. Heute sind Lean-Methoden aus der Produktions- und Betriebsführung nicht mehr wegzudenken. 

Die Hauptziele von Lean Production

Hauptziele der Lean-Methode sind die Maximierung der Effizienz in allen Produktionsbereichen und die Minimierung der Verschwendung an Ressourcen. Durch den Einsatz gezielter Prozesse und Methoden wird eine kontinuierliche Verbesserung angestrebt.

1. Reduktion von Verschwendung

Minimierung von nicht wertschöpfenden Aktivitäten. Durch die Eliminierung überflüssiger Schritte in der Produktion können Ressourcen effizienter genutzt werden.

2. Kostenreduktion

Senkung der Produktionskosten durch effizientere Prozesse. Dies führt zu einem direkten Anstieg der Gewinnmargen und erhöht die Wettbewerbsfähigkeit.

3. Qualitätsverbesserung

Erhöhung der Produktqualität durch kontinuierliche Verbesserung. Dies stärkt das Vertrauen der Kunden in die Marke und reduziert Reklamationen.

4. Flexibilität

Erhöhung der Produktionsflexibilität, um besser auf Marktanforderungen reagieren zu können. Dies ermöglicht es Unternehmen, schneller auf Kundenwünsche und Marktveränderungen zu reagieren.

5. Kundenzufriedenheit

Steigerung der Zufriedenheit durch schnellere und zuverlässigere Lieferung hochwertiger Produkte. Zufriedene Kunden bleiben loyal und empfehlen die Produkte weiter, was den Umsatz erhöht.

Gründe für die schlanke Produktion

Schlanke Produktion, auch bekannt als Lean Production, ist ein bedeutendes Konzept in der Fertigungsindustrie. Hier sind einige Gründe, warum Unternehmen die Methode  einsetzen:

Kostendruck

Unternehmen stehen unter dem Druck, Produktionskosten zu senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Marktdynamik

Schnell wechselnde Marktanforderungen erfordern flexible und effiziente Produktionsprozesse.

Ressourceneffizienz

Der effiziente Einsatz von Ressourcen (Materielle und immaterielle Güter) wird zunehmend wichtiger, sowohl aus ökonomischer als auch aus ökologischer Sicht.

Wettbewerbsfähigkeit

Globalisierung erhöht den Konkurrenzdruck weltweit. Unternehmen müssen flexibel auf kürzer werdende Produktlebenszyklen und eine steigende Produktvielfalt reagieren. Eine hohe Produktqualität und Verfügbarkeit sind entscheidend, während gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit gewahrt bleiben muss. Lean Production hilft, Ressourcen effizient einzusetzen und Verschwendung zu vermeiden, was die Effektivität der Unternehmensprozesse erhöht und die Wettbewerbsfähigkeit steigert.

Produktivität und Qualität

Durch Lean Production können sowohl die Produktivität als auch die Produktqualität verbessert werden. Prozesse werden optimiert, Bestände reduziert, Fabrikflächen effizienter genutzt, Personalressourcen besser eingesetzt und Produktionsfehler minimiert

Das Konzept der Lean Production

Lean-Prinzipien bilden das Fundament der schlanken Produktion, und geben eine  Anleitung zur  Prozessoptimierung. Mit Anwendung der Prinzipien sollen ständige alle Unternehmensbereiche verbessert werden. Das Konzept der Lean Production basiert auf mehreren zentralen Prinzipien.

Wert

Lean Management bedeutet Werte für Kunden ohne Verschwendung schaffen. Ziel ist es, alle Aktivitäten, die für die Wertschöpfung notwendig sind, optimal aufeinander abzustimmen und überflüssige Tätigkeiten (Verschwendung),  japanisch „muda“ zu eliminieren. Das bedeutet, nur Prozesse und Schritte durchzuführen, die Mehrwert für Kunden haben. Jeder Arbeitsvorgang sollte einen Mehrwert für Kunden bieten, um ihre Zufriedenheit zu gewährleisten.

Wertstrom

Der Wertstrom bezeichnet alle Aktionen und Vorgänge während eines Produktionsprozesses von der Rohstoffbeschaffung bis hin zur Auslieferung der Endprodukte an Kunden. Es findet eine Analyse des gesamten Wertstroms statt, um Verschwendung zu identifizieren und zu eliminieren. Wertstromanalyse stellt Wertströme so dar, dass Verschwendungen bei  Produktbewegung aufgedeckt wird, denn in der schlanken Produktion (Lean Production) sollen die einzelnen Prozessschritte so ineinandergreifen, dass ein kontinuierlich fließender Wertstrom entsteht.

Fluss

Das Ziel von Lean Management ist, dass der Wertstrom in einem stetigen Fluss ohne Verzögerungen oder Unterbrechungen läuft. So sollen Engpässe vermieden werden, und ein  ununterbrochener Produktionsprozess  gewährleistet werden.

Pull

Produktion nach tatsächlicher Kundennachfrage (Pull-System) statt auf Vorrat (Push-System). Dies führt zu einer Reduzierung von Überproduktion und Lagerbeständen. Das Pull-Prinzip (ziehende Fertigung) ist eine der effizientesten Fertigungsmethoden in der Lean Production Philosophie.

Perfektion

Streben nach kontinuierlicher Verbesserung in allen Bereichen des Unternehmens. Dies schließt regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen der Prozesse ein, um stets optimale Ergebnisse zu erzielen.

Lean Management Methoden und Tools

Zur Umsetzung der Lean-Methode werden verschiedene Methoden und Werkzeuge eingesetzt.

5S

Die 5S-Methode ist eine Lean-Management-Technik zur Optimierung von Arbeitsprozessen durch strukturierte Organisation und Minimierung von Verschwendung. Die fünf Schritte sind Seiri (Selektieren), Seiton (Systematisieren), Seiso (Säuberung), Seiketsu (Standardisieren) und Shitsuke (Selbstdisziplin).

Kaizen

Kaizen ist ein japanischer Begriff und bedeutet “gute Veränderung” oder “Verbesserung”. Die Kaizen-Philosophie beschreibt eine Denkweise, bei der kleine, schrittweise Änderungen im Laufe der Zeit eine große Wirkung erzielen. Dabei werden sowohl das Management als auch die Mitarbeiter in den kontinuierlichen Verbesserungsprozess einbezogen.

Kanban

Kanban ist ein visuelles System zur Steuerung und Optimierung des Produktionsflusses. Es hilft dabei, Engpässe zu identifizieren und den Materialfluss zu verbessern. Beim Einsatz von Kanban werden auf Kanban-Karten Informationen über Entnahme, Transport und Produktion festgehalten. Sind an einer Arbeitsstation sämtliche Teile verbraucht, signalisiert eine neue Kanban-Karte eine Bestellung an die vorgelagerte Produktionsstation. Kanban-Karten können zwei verschiedene Aufträge bedeuten: Transportauftrag (Transportkanban) und Fertigungsauftrag (Produktionskanban). Durch das Kanban-Prinzip ist eine spezifische Produktionsplanung nicht notwendig und Überproduktion kann gezielt verhindert werden.

Value Stream Mapping

Value Stream Mapping (VSM) ist eine Analyse des Wertstroms;  eine Methode, um Materialfluss und Daten in verschiedenen Prozessen zu analysieren. Dazu ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Abteilungen nötig. Die Methode kann zeiteintensiv bei komplizierten Abläufen sein. VSM hilft Unternehmen, wichtige Teile eines Systems zu erkennen und den Fortschritt in Produktions- oder Entwicklungsprozessen zu verfolgen. Eine Value Stream Map zeigt den Arbeitsbedarf, Ausfallzeiten, Fehler, Verzögerungen und Lagerprobleme auf.

Just-in-Time (JIT)

Das Logistiksystem Just in Time (JIT) ist eine Strategie, bei der Lagerbestände und Lagerkosten verringert werden sollen. Es beinhaltet fertigungssynchrone Anlieferung von Materialien und Produktion ohne Zwischenlagerungen. Durch die exakte Herstellung zur richtigen Zeit und in der richtigen Menge werden Kosten minimiert und die Effizienz in der Lieferkette erhöht. Unternehmen können so ihre Kosten in verschiedenen Bereichen des Wertschöpfungsprozesses senken.

Poka-Yoke

Der japanische Begriff Poka Yoke steht für das Konzept der ständigen Qualitätsverbesserung durch Vermeidung (Yoke) unbeabsichtigter Fehler (Poka).  durch einfache und zuverlässige Mechanismen. Die Technik sorgt dafür, dass Fehler sofort erkannt und korrigiert werden, bevor sie sich ausbreiten.

Lean Metrics: Wie man Erfolg in der Lean Production misst

Die Überwachung und Steuerung der Lean Production erfolgt durch verschiedene Kennzahlen.

1. Durchlaufzeit

Die Durchlaufzeit ist die Zeit, die ein Produkt vom Auftragseingang bis zur Auslieferung benötigt. Eine kurze Durchlaufzeit ist ein Indikator für eine effiziente Produktion und schnelle Reaktionsfähigkeit auf Kundenanforderungen.

2. Lagerbestand

Der Lagerbestand umfasst die Höhe der Bestände an Rohstoffen, Halbfertig- und Fertigprodukten. Ein niedriger Lagerbestand reduziert die Lagerkosten und minimiert das Risiko von Überalterung oder Veralterung der Bestände.

3. Fehlerquote

Die Fehlerquote misst die Anzahl der fehlerhaften Produkte in Relation zur Gesamtproduktion. Eine niedrige Fehlerquote weist auf eine hohe Produktionsqualität hin, und reduziert die Kosten für Nacharbeit und Ausschuss.

4. Produktivität

Produktivität ist das Verhältnis von Output zu Input im Produktionsprozess. Eine hohe Produktivität bedeutet, dass mit weniger Ressourcen mehr Produkte hergestellt werden.

5. Liefertermintreue

Die Liefertermintreue gibt den Anteil der pünktlich gelieferten Produkte an der Gesamtmenge an. Eine hohe Liefertermintreue ist entscheidend für die Kundenzufriedenheit und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.

Umsetzung von Lean Production

Eine erfolgreiche Implementierung von Lean Production erfordert eine systematische Vorgehensweise.

1. Analyse der Ist-Situation

Detaillierte Analyse der aktuellen Produktionsprozesse zur Identifikation von Verschwendung und Verbesserungspotenzialen.

2. Schulung der Mitarbeiter

Schulung der Mitarbeiter in Lean-Methoden und -Werkzeugen sowie deren aktive Einbindung in den Verbesserungsprozess.

3. Implementierung von Lean-Methoden

Einführung der ausgewählten Lean-Methoden und -Werkzeuge in den Produktionsprozess.

4. Kontinuierliche Verbesserung

Etablierung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses, bei dem regelmäßig neue Potenziale identifiziert und umgesetzt werden.

5. Überwachung und Steuerung

Laufende Überwachung der Produktionsprozesse und -kennzahlen zur Sicherstellung der Zielerreichung und frühzeitigen Identifikation von Abweichungen.

Ausblick

Lean Management stößt an Grenzen, wenn es als Methode statt als Philosophie betrachtet wird und Widerstände der Belegschaft bei Veränderungsprozessen entstehen. Eine erfolgreiche Umsetzung erfordert, dass Management und Belegschaft den Ansatz verstehen und unterstützen. Konsequent angewendet, steigert Lean Production die Effizienz, senkt Kosten und erhöht nachhaltig die Kundenzufriedenheit. Ein Misserfolg tritt auf, wenn Führungskräfte die Prinzipien nicht konsequent vertreten oder eine zu schnelle Umsetzung fordern. Kontinuierliche Verbesserung und Anpassung sind essenziell, um die Vorteile von Lean Production zu realisieren. 

FAQ | Lean Production

Lean Production ist ein Konzept, das zum Ziel hat, Verschwendungen in Produktionsprozessen zu minimieren und die Effizienz und Flexibilität zu verbessern. Es basiert auf dem ganzheitlichen Ansatz, die Wertschöpfung zu maximieren und unnötige Prozesse zu vermeiden.

Die Methode erzielt, fortlaufend die Produktivität zu steigern, Prozesse zu optimieren und Produktionssysteme effizienter zu gestalten. Durch Minimierung von Verschwendungen und die Reduzierung von Durchlaufzeiten soll die Wertschöpfung maximiert werden.

Die Lean Management Methode bietet zahlreiche Vorteile, darunter eine gesteigerte Effizienz, eine verbesserte Produktqualität, eine Reduzierung von Lagerbeständen sowie die Schaffung flexibler und effektiver Produktionsprozesse.

Die Umsetzung von Lean Production erfordert eine ganzheitliche Betrachtung der Produktionsprozesse und eine kontinuierliche Verbesserung der Abläufe. Durch den Einsatz von visuellem Management und einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess kann Lean Production erfolgreich implementiert werden.

Verschwendung in der Lean Production kann durch verschiedene Methoden identifiziert werden, darunter die Analyse der sieben Arten von Verschwendung (Überproduktion, Wartezeiten, Transport, Überarbeitung, Bestände, unnötige Bewegungen und Fehler). Visuelle Management-Tools wie Wertstromanalyse helfen dabei, ineffiziente Prozesse zu erkennen. Mitarbeiter können durch Schulungen und Workshops sensibilisiert werden, Verschwendung zu erkennen und zu melden. Regelmäßige Audits und Gemba-Walks, bei denen Führungskräfte die Arbeitsbereiche besuchen, unterstützen ebenfalls die Identifikation von Verschwendung. Die Nutzung von Lean-Tools wie Kaizen und 5S trägt zur kontinuierlichen Verbesserung bei. Feedback von Kunden und Lieferanten kann ebenfalls wertvolle Hinweise auf Verschwendung liefern.

Lean Production umfasst Methoden zur Standardisierung und Vermeidung von Verschwendung in der Wertschöpfungskette. Durch Qualitätskontrollen wird die Produktqualität sichergestellt, wobei der Fokus auf wertschöpfenden Aktivitäten liegt. Ziel ist die Umsetzung von Lean-Prinzipien und die Reduzierung von Verschwendung, oft im Rahmen von Lean Management und Leadership. Nachteile können übermäßige Bürokratie und das Streben nach Perfektion sein. Industrie 4.0 verstärkt die Bedeutung der Wertschöpfungskette im Lean-Kontext. 

Die Lean-Methode eignet sich besonders für produzierende Unternehmen, die Serienanfertigungen und die Herstellung großer Stückzahlen betreiben. Aber auch andere Branchen wie Logistik, Instandhaltung und Verwaltung profitieren vom Lean-Production-Konzept. Grundsätzlich können viele Unternehmen Vorteile aus Lean Production ziehen, da es ermöglicht, Schwachstellen zu erkennen, Verschwendungen und Ausschuss zu verringern und Geschäftsprozesse zu optimieren. Diese Verbesserungen führen zu einer erheblichen Kostenersparnis und effizienteren Abläufen.

Image: Adobe Stock – Copyright: © Amazing-World – stock.adobe.com

Arne Reis

Gründer

Arne Reis, Founder of flowdit

Prozessoptimierer mit 25 Jahren Expertise, fokussiert auf operative Exzellenz in Qualität, Instandhaltung, EHS und Inbetriebnahme. Setzt auf innovative Lösungen und höchste Qualitätsstandards.

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