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Fehlersammelkarte: Effektive Fehlererfassung im Q7-Modell

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Arbeiter mit Tablet in Industriehalle, Fokus auf digitale Fehlersammelkarte

Zusammenfassung: Die Fehlersammelkarte ist ein einfaches, aber effektives Werkzeug im Qualitätsmanagement. Als Teil des Q7-Qualitätsmodells trägt sie zur kontinuierlichen Verbesserung von Prozessen und zur Fehlervermeidung bei. Sie ermöglicht eine systematische Erfassung und Dokumentation von Fehlern, wodurch die Qualität von Produkten und Dienstleistungen nachhaltig verbessert wird. In diesem Artikel erklären wir, was das Q7-Modell ist, warum die Fehlersammelkarte eine zentrale Rolle spielt und wie sie zur Optimierung von Produktionsabläufen beiträgt.

Was sind die Q7-Qualitätswerkzeuge?

Das Q7-Modell im Qualitätsmanagement umfasst sieben zentrale Werkzeuge, die Unternehmen helfen, Prozesse zu analysieren, Fehler zu identifizieren und Qualitätsverbesserungen umzusetzen. Zu den Methoden gehören das Ishikawa-Diagramm, die Pareto-Analyse, FMEA und die Fehlersammelkarte. Ziel des Modells ist es, Schwächen frühzeitig zu erkennen und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Der kombinierte Einsatz der Werkzeuge ist besonders effektiv, da sie aufeinander aufbauen. Fehler aus einer Fehlersammelkarte können z.B. in einem Pareto-Diagramm visualisiert werden. Die Werkzeuge können entweder von Einzelpersonen oder im Team genutzt werden, wobei der Teamansatz den Vorteil bietet, interdisziplinäres Wissen in die Lösung einzubringen. Der Prozess erfolgt in zwei Phasen: Fehlererfassung (z. B. durch Strichlisten) und Fehleranalyse (z. B. durch Pareto-Diagramme).

Entstehung der Q7-Methode

Die Q7, die sieben klassischen Qualitätswerkzeuge, wurden in den 1950er Jahren von Kaoru Ishikawa in Japan entwickelt, um Fehlerquellen systematisch zu identifizieren und die Qualität von Produkten zu steigern. Die Werkzeuge wurden zunächst für Qualitätszirkeln konzipiert, um Mitarbeitern in Unternehmen eine strukturierte Herangehensweise zur Problemlösung zu bieten. Heute sind sie weltweit anerkannt und in vielfältigen Bereichen von Produktion bis Management etabliert. 

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Fehlersammelkarte: Der Q7-Fehlercheck

Die Fehlersammelkarte – auch Fehlersammelliste genannt – dient der systematischen Erfassung und Dokumentation von Fehlern, wie Fehlerarten, Fehlerorte sowie Fehlerhäufigkeiten in Prozessen. In Form einer übersichtlichen Tabelle mit Strichliste (Art und Anzahl der Fehler) ermöglicht sie es, fehlerhafte Prozesse zu analysieren und Trends zu erkennen. Liegen bspw. Messwerte für fehlerhafte Teile vor, können gezielte Prüfungen und Maßnahmen ergriffen werden. Durch ihre einfache Handhabung können Fehler schnell identifiziert und entsprechende Korrekturmaßnahmen eingeleitet werden, auch von Anwendern ohne tiefgehende QM-Kenntnisse. Als grundlegendes Werkzeug des Q7-Modells trägt sie zur kontinuierlichen Verbesserung bei. Besonders in Produktionsprozessen ist die Fehlersammelkarte nützlich, da sie es ermöglicht, wiederkehrende Fehler zu erkennen und zu beseitigen, bevor diese größere Auswirkungen auf die Produktqualität haben. 

Vor- und Nachteile einer Fehlersammelliste

Die Fehlersammelkarte ist eine praktische Methode, um Fehlerdaten strukturiert zu erfassen. Sie ermöglicht das frühzeitige Erkennen von Mustern, Häufigkeiten und Fehlertrends in Prozessen und Produkten, was präventive Maßnahmen zur Fehlervermeidung erleichtert. Durch die systematische Dokumentation von Fehlern können Produktionsabläufe optimiert und die Fehlerquote gesenkt werden, was zur kontinuierlichen Verbesserung beiträgt.

Allerdings eignet sich eine Fehlersammelkarte vor allem zur Erfassung qualitativer Fehler und ist weniger geeignet, physikalische Werte wie Gewicht oder Dimensionen zu messen. Papierbasierte Fehlersammelkarten und manuelle Datenerfassung sowie die Übertragung in digitale Systeme sind zudem zeitaufwändig und führen zu Informationslücken. Digitale Lösungen, wie unsere Inspektionssoftware für die Fertigung flowdit, bieten hier eine wirksame Alternative. Sie ermöglichen die Echtzeit-Datenverarbeitung und integrieren sich nahtlos in den kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP), wodurch Transparenz und Effizienz gesteigert und eine nachhaltige Qualitätssteigerung erreicht werden.

Wie wird eine Fehlersammelkarte angewandt?

Die Fehlersammelkarte wird in der Praxis meist in einem übersichtlichen Format geführt, wobei Fehlerarten, Häufigkeit und der Ort des Auftretens dokumentiert werden. In Produktionsumgebungen können Mitarbeiter vor Ort Fehler direkt in die Karte eintragen, sodass schnell Korrekturmaßnahmen eingeleitet werden können. Diese Form der Dokumentation ist besonders nützlich in Unternehmen, die auf eine kontinuierliche Verbesserung angewiesen sind, da sie Fehler auf eine einfache Weise aufzeigt und gleichzeitig die Kommunikation innerhalb des Teams fördert. Die Fehlersammelliste kann sehr flexibel eingesetzt werden. Sie kann für jede Art von Fehler genutzt werden, von Maschinenfehlern über Prozessabweichungen bis hin zu Fehlern in der Produktqualität. Fehlersammelkarten lassen sich problemlos an die spezifischen Anforderungen des Unternehmens anpassen.

Beispiel einer Fehlersammelkarte

Fehlersammelkarte

Fehlersammelkarte im Vergleich zu anderen Qualitätswerkzeugen

Im Qualitätsmanagement existieren zahlreiche Werkzeuge zur Identifikation und Behebung von Fehlern. Zu den häufig genutzten gehören:

✔ Ishikawa-Diagramm (Fischgrätendiagramm): Das Ishikawa-Diagramm ist ein visuelles Werkzeug, das zur Analyse der Ursachen eines spezifischen Problems dient. Es wird häufig für tiefgehende Ursachenanalysen eingesetzt, während die Fehlersammelkarte eher der fortlaufenden Sammlung von Fehlern dient.

✔ Pareto-Analyse: Diese Methode, basierend auf dem Pareto-Prinzip, identifiziert die wichtigsten Fehlerursachen, indem sie Fehler nach Häufigkeit und Bedeutung gewichtet. Im Gegensatz zur Fehlersammelkarte, die Fehler fortwährend dokumentiert, konzentriert sich die Pareto-Analyse auf 20% der Ursachen, die 80% der Probleme verursachen.

✔ FMEA (Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse): Ein präventives Werkzeug, das Risiken und mögliche Fehlerquellen in einem System oder Prozess analysiert. Während die Fehlersammelkarte primär der Fehlerdokumentation und -behebung dient, wird die FMEA bereits in der Planungs- und Designphase eingesetzt, um potenzielle Fehlerquellen zu minimieren. In der Prozess-FMEA (PFMEA) wird dies speziell auf Produktions- und Geschäftsprozesse angewandt, wobei die Fehlersammelkarte eine wertvolle Datenbasis für wiederkehrende Fehler liefert.

✔ 5 Why-Methode: Diese Technik wird genutzt, um die Grundursache eines Problems zu ermitteln, indem man wiederholt fragt „Warum?“. Die Fehlersammelkarte hingegen dient der Erfassung von Fehlern, ohne bis zur tiefsten Ursache vorzudringen.

✔ SWOT-Analyse: Während die SWOT-Analyse die Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen eines Unternehmens oder Projekts bewertet, konzentriert sich die Fehlersammelkarte auf die kontinuierliche Dokumentation von Fehlern im täglichen Betrieb.

Fehlerbaumanalyse und Fehlerbaumkatalog: Diese Werkzeuge ermöglichen eine systematische Ermittlung von Fehlerursachen und Risiken. Sie helfen, die Kettenreaktionen zu visualisieren, die zu einem Fehler führen können, und bieten einen detaillierteren Überblick im Vergleich zur Fehlersammelkarte, die vor allem der fortlaufenden Erfassung dient.

Fazit

Die Fehlersammelkarte bietet in dieser Reihe einen entscheidenden Vorteil: Sie ist einfach anzuwenden und ermöglicht eine fortlaufende Fehlerdokumentation, ohne dass komplexe Analysen notwendig sind. Besonders gut eignet sie sich als erste Maßnahme zur Fehleridentifikation und kann in Kombination mit tiefergehenden Analysetools wie dem Ishikawa-Diagramm oder FMEA sowie der Fehlerbaumanalyse zur umfassenden Fehlerbehebung und Prozessoptimierung kombiniert werden.

FAQ | Fehlersammelkarte

Eine Fehlersammelkarte ist ein Qualitätswerkzeug zur Erfassung und Analyse von Fehlern oder Abweichungen in Prozessen. Sie dient der strukturierten Datensammlung, um Muster und Ursachen von Problemen zu identifizieren. 

Fehlersammelkarten werden genutzt, um Fehlerquellen sichtbar zu machen und Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen. Häufig kommen sie in der Qualitätskontrolle, Produktion und Prozessoptimierung zum Einsatz.

Fehlerhäufigkeiten und die Anzahl der Fehler werden übersichtlich dargestellt, um effektive Maßnahmen zu planen.

Beispiele sind Produktionsfehler, Lieferverzögerungen, Kundenbeschwerden oder Maschinenausfälle. Auch attributive Fehler sowie variable Daten wie Messwerte für fehlerhafte Teile können berücksichtigt werden.

Wichtige Angaben sind Fehlerbeschreibung, Datum, Ort, betroffene Prozesse, Fehlerursache und zuständige Person. Klare Kategorien sind entscheidend, um Fehlerarten und Häufigkeiten in einer übersichtlichen Form darzustellen.

Je nach Prozesskomplexität empfiehlt sich eine regelmäßige Auswertung, z.B. wöchentlich oder monatlich.

Bei kritischen Prozessen kann auch eine tägliche Analyse sinnvoll sein. Eine Pareto-Analyse bzw. ein Pareto-Diagramm können dabei helfen, die wichtigsten Fehler zu priorisieren.

Eine Fehlersammelliste bildet die Basis für datenbasierte Entscheidungen und liefert fehlerbezogene Daten zur Optimierung im Rahmen des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP). Auch in Quality-Gate Prozessen spielt sie eine zentrale Rolle: Sie hilft, Fehler frühzeitig zu erkennen und sicherzustellen, dass fehlerhafte Produkte oder Prozesse nicht in die nächste Produktions- oder Entwicklungsphase übergehen

Die Fehlersammelkarte dient der Datenerfassung, die Fehlerbaumanalyse der Ursachenforschung. Beide Tools können sich ergänzen, da die Sammelkarte Grundlage für die Analyse liefert. Mithilfe von Fehlerorten und Fehlerhäufigkeiten der Fehlersammelkarte können relevante Daten effizient ausgewertet werden.

Eine Fehlersammelliste wird als Instrument im KVP eingebunden. Erfasste Daten fließen in die regelmäßige Analyse und Planung von Optimierungsmaßnahmen ein. Dabei werden sowohl die Ergebnisse attributiver Prüfungen – bei denen Fehler nur als „vorhanden“ oder „nicht vorhanden“ bewertet werden – als auch Messwerte berücksichtigt.

Image: Adobe Stock – Copyright: ©  Adisak – stock.adobe.com

Marion Heinz
Editor
Content writer with background in Information Management and deep interest in industrial topics, Industry 4.0, and digital solutions. Eager to collaborate in multilingual settings and provide insights for businesses.

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