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Heijunka: Methode für die nivellierte Produktion

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Heijunka – Darstellung eines Arbeitsprozesses mit dem Fokus auf Heijunka in einem Bürosetting.

Zusammenfassung: In einer schnelllebigen und oft unvorhersehbaren Produktionswelt ist es entscheidend, die Balance zwischen Kundennachfrage und Produktionskapazitäten zu wahren. Eine bewährte Methode, die dabei hilft, ist das Prinzip des Heijunka. Diese Technik zur Produktionsglättung kommt aus der Lean-Philosophie und hat das Ziel, Schwankungen in der Produktion zu minimieren und eine gleichmäßige Auslastung der Produktionsressourcen zu gewährleisten. In diesem Blogpost werfen wir einen Blick auf die grundlegenden Prinzipien von Heijunka, seine Funktionsweise und wie Sie es in Ihrem Unternehmen implementieren können, um die Effizienz und Flexibilität Ihrer Produktionsprozesse zu steigern.

Definition Heijunka

Heijunka (平準化) stammt aus dem Japanischen und bedeutet „Ausgleich“. Diese Bezeichnung spiegelt die Grundidee von Heijunka wider: die Balance in der Produktion zu schaffen. Ein harmonisierter Produktionsfluss bedeutet, dass das Produktionsvolumen eines Werkes auf einem durchschnittlichen Wert basieren sollte, der sich aus den bisherigen Kundenanforderungen ableitet, um Produktionshöhen und -tiefs zu vermeiden. Produktionsspitzen entstehen, wenn das Produktionsvolumen plötzlich stark ansteigt, während ein Tief eine Phase bezeichnet, in der die Produktion deutlich unter dem üblichen Niveau liegt.

Das Pull-Prinzip: Grundlage für bedarfsgerechte Produktion

Das Pull-Prinzip bildet die Grundlage für eine agile und bedarfsgerechte Produktionssteuerung. Es bedeutet, dass die Fertigung auf tatsächliche Anforderungen basiert und nicht auf vorab festgelegten Produktionsplänen. Anstatt Produktionsmengen im Voraus zu planen, wird die Produktion nur dann angestoßen, wenn eine konkrete Nachfrage besteht. Dies wird durch die fortwährende Analyse von Verkaufszahlen, Kundenfeedback und Marktentwicklungen erreicht. Das Resultat ist eine optimierte Produktion, die reaktionsschnell und ressourcenschonend arbeitet. So werden Überproduktion und unnötige Bestände vermieden, während gleichzeitig eine schnellere Anpassung an Marktveränderungen ermöglicht wird; ganz im Sinne des Lean Managements.

Wie können Sie das Heijunka-Prinzip effektiv in Ihrer Produktion umsetzen?

Nutzen Sie flowdit, um das Heijunka-Prinzip mit digitalen Checklisten und Tools effizient in Ihre Produktion zu integrieren.

Techniken zur Umsetzung von Heijunka

Eine effektive Umsetzung von Heijunka erfolgt mit verschiedenen Techniken, die je nach Anforderungen des Unternehmens angepasst werden. Sowohl manuelle als auch digitale Methoden können genutzt werden, um die Produktion gleichmäßig zu steuern.

Heijunka-Board

Das Heijunka-Board ist ein visuelles Hilfsmittel, das Produktionsaufträge in gleichmäßige Intervalle unterteilt und sie in der richtigen Reihenfolge anzeigt. Es zeigt Mitarbeitern an, welche Aufgaben als Nächstes anstehen, und fördert eine gleichmäßige Verteilung der Produktionslast.

Heijunka-Box

Die Heijunka-Box ist eine strukturierte Box, die Produktionsaufträge in regelmäßigen Abständen anzeigt, meist stündlich oder täglich. Sie wird verwendet, um die Reihenfolge und Menge der Produktionen zu planen und sicherzustellen, dass diese gleichmäßig über den Tag verteilt sind. So wird verhindert, dass es zu Spitzenlasten kommt.

Kanban-System

Das Kanban-System sorgt dafür, dass Materialien und Produktionsaufträge in der richtigen Reihenfolge und Menge verfügbar sind. Es funktioniert mit Signalen, meist in Form von Karten, die anzeigen, wann neue Materialien nachbestellt oder Produktionsaufträge fortgesetzt werden müssen.

Leveling und Sequencing (Nivellierung und Reihenfolgeplanung)

Leveling sorgt dafür, dass die Produktion gleichmäßig über den Zeitraum verteilt wird, indem die Produktionsmengen regelmäßig angepasst werden. Sequencing hingegen legt die Reihenfolge der Produktionsaufträge fest, um  Ressourcen optimal zu nutzen und Engpässe zu vermeiden. Zusammen gewährleisten beide Techniken eine effiziente Auslastung der Produktionsressourcen ohne Spitzen oder Verzögerungen.

Taktzeit-Management

Taktzeit-Management bezieht sich auf die Anpassung des Produktionstempos an die tatsächliche Kundennachfrage. Durch die genaue Abstimmung der Produktionszeit pro Einheit wird die Effizienz gesteigert und die Produktion mit der Nachfrage synchronisiert.

Vorteile von Heijunka

Heijunka bietet viele Vorteile für die Produktionsorganisation und langfristige Effizienz:

  1. Optimierte Ressourcennutzung: Durch eine gleichmäßige Auslastung der Maschinen und Mitarbeiter werden Überlastungen vermieden, und Ressourcen werden effizient genutzt.

  2. Reduzierung von Beständen: Weniger Schwankungen in der Produktion führen zu weniger Lagerbeständen und einer besseren Kontrolle über das Bestandsmanagement.

  3. Stabilere Produktion: Heijunka trägt dazu bei,  Produktionskapazitäten in Zeiten schwankender Nachfrage stabil zu halten, was zu einer höheren Flexibilität führt.

  4. Bessere Qualität und weniger Fehler: Die regelmäßige Produktion und die Standardisierung von Prozessen helfen, die Produktqualität zu sichern und Fehler zu reduzieren.

Beispiele für die Anwendung von Heijunka

1. Automobilindustrie: Optimierung von Variantenvielfalt und Produktionskapazitäten

In der Automobilproduktion, wie bei Toyota, wird Heijunka eingesetzt, um mehrere Fahrzeugmodelle auf einer Produktionslinie effizient zu fertigen. Da die Nachfrage nach verschiedenen Modellen schwankt, wird die Produktion so geplant, dass alle Modelle in gleichmäßigen Intervallen hergestellt werden. Statt eines „Booms“ für ein Modell bei hoher Nachfrage oder Stillständen bei niedriger Nachfrage sorgt die Methode für eine konstante Auslastung der Fertigungslinie. Dies hilft, Maschinenkapazitäten effizient zu nutzen und übermäßige Lagerbestände zu vermeiden.

2. Elektronikindustrie: Anpassung an schnell wechselnde Produktzyklen

In der Elektronikbranche, z.B. bei der Produktion von Smartphones, schwankt die Nachfrage je nach Modell stark. Ein Modell könnte während eines Markteintritts einen Nachfrageboom erleben, während andere Modelle an Relevanz verlieren. Ohne Heijunka könnte dies zu Überlastung bei der Fertigung des populären Modells und ungenutzten Kapazitäten bei den weniger nachgefragten Modellen führen. Mit Heijunka wird die Produktion der verschiedenen Modelle in einem konstanten Rhythmus über die Produktionswoche hinweg verteilt, um die Nachfrage zu decken und die Ressourcennutzung zu maximieren.

3. Medizinische Geräte: Flexibilität bei unvorhersehbaren Nachfragespitzen

In der Fertigung medizinischer Geräte, wie Beatmungsgeräten, ist die Nachfrage oft unvorhersehbar und kann von Krisensituationen wie Pandemien beeinflusst werden. Ohne Heijunka müsste die Produktion auf kurzfristige Nachfragespitzen reagieren, was zu ineffizienter Ressourcennutzung und möglichen Produktionsengpässen führen würde. Mit Heijunka wird die Produktion kontinuierlich in gleichmäßigen Chargen geplant, sodass das Unternehmen trotz unerwarteter Nachfragespitzen stabil bleibt und die Produktion ohne Verzögerungen oder Überlastung der Produktionskapazitäten durchgeführt werden kann.

4. Lebensmittelindustrie: Umgang mit saisonalen Nachfrageschwankungen

In der Lebensmittelproduktion, wie bei Erfrischungsgetränken, kann die Nachfrage stark saisonal schwanken. Heijunka hilft hier, Produktionsspitzen im Sommer (hohe Nachfrage) und Produktionsrückgänge im Winter (niedrigere Nachfrage) zu glätten. Anstatt die Produktion in den Sommermonaten massiv zu erhöhen und in den Wintermonaten zu reduzieren, sorgt Heijunka für eine gleichmäßige Produktion, bei der Ressourcen über das Jahr verteilt genutzt werden, um Engpässe oder Überproduktion zu vermeiden. Dadurch bleiben die Maschinen stets ausgelastet, ohne dass es zu ineffizienter Produktion kommt.

Wie implementiert man Heijunka in der Produktion?

Die Implementierung von Heijunka erfordert eine gründliche Planung und klare Strategie. Es beginnt mit der Analyse der bestehenden Produktionsprozesse, um Schwankungen und Engpässe zu identifizieren. Sobald diese erkannt wurden, kann das Heijunka-Board eingeführt werden, um die Produktionsaufträge effizient zu verteilen.

Wichtig ist, dass Mitarbeiter in den neuen Prozess eingebunden und entsprechend geschult werden. Dies garantiert eine reibungslose Umstellung und ermöglicht eine langfristige Integration der Methode in den Produktionsalltag.

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Heijunka-Implementierung ist die fortwährende Anpassung. Nachfrage und  Produktionsbedingungen ändern sich ständig, sodass das Heijunka-System regelmäßig überprüft und angepasst werden muss, um den maximalen Nutzen zu gewährleisten.

Herausforderungen bei der Einführung von Heijunka

Die Einführung von Heijunka kann in einigen Produktionsumgebungen herausfordernd sein. Eine der größten Hürden ist die Umstellung auf eine gleichmäßige Produktionsverteilung. In vielen Fällen sind die bestehenden Produktionsmethoden und -werkzeuge nicht auf diese Art der Planung ausgelegt, was Anpassungen erforderlich macht. Zudem kann es zu Widerständen bei den Mitarbeitern kommen, die an die alten Arbeitsabläufe gewöhnt sind. Trotz dieser Herausforderungen können Unternehmen, die Heijunka erfolgreich implementieren, von einer erheblichen Verbesserung der Produktionskapazität und Flexibilität profitieren.

Digitale Lösungen für die effiziente Umsetzung von Heijunka

Die Anwendung der Heijunka-Methode in der Produktion erfordert mehr als nur traditionelle Werkzeuge. Digitale Lösungen wie flowdit bieten die notwendige Flexibilität, um Ihre Produktionsnivellierung auf ein neues Level zu heben. Mit digitalen Arbeitsanweisungen und Checklisten-Tools bieten wir Ihnen praxisnahe Unterstützung, um den Produktionsfluss zu visualisieren, aktiv zu steuern und in Echtzeit anzupassen.

FAQ | Heijunka

Heijunka ist eine Methode zur Produktion in gleichmäßigen Intervallen, die zum Ziel hat, Schwankungen in der Fertigung zu minimieren. Sie hilft dabei, eine gleichmäßige Auslastung der Produktionsressourcen zu gewährleisten und Verschwendung zu reduzieren. Ein wichtiger Indikator für die erfolgreiche Umsetzung von Heijunka ist der EPEI (Even Production Interval), der die durchschnittliche Zeit misst, die für die Herstellung eines Produkts benötigt wird. Besonders in dynamischen Produktionsumfeldern ist Heijunka unverzichtbar, um schnelle Reaktionszeiten zu ermöglichen.

Heijunka löst das Problem der unregelmäßigen Produktionsanforderungen, die zu Überlastung oder Leerlauf führen können. Durch die Standardisierung der Produktionsmengen und -zeiten verhindert die Methode Engpässe und Überproduktion. Dies sorgt für eine optimierte Ressourcen-Nutzung und verhindert unnötige Lagerbestände. Das Ergebnis ist eine gleichmäßigere und effizientere Produktion.

Ja, Heijunka kann dabei helfen, die Anforderungen an die Produktqualität und Produktionsstandards zu erfüllen. Durch regelmäßige und gleichmäßige Produktion wird sichergestellt, dass alle Produkte die gleichen Qualitätsstandards erfüllen. Dies vereinfacht die Einhaltung von Compliance-Vorgaben und minimiert das Risiko von Produktionsfehlern. Zudem lässt sich Heijunka gut in bestehende Qualitätsmanagementsysteme integrieren.

Wenn Hersteller auf Heijunka verzichten, können sie mit unregelmäßigen Produktionsflüssen und ineffizienten Arbeitsabläufen konfrontiert werden. Dies führt zu erhöhten Lagerbeständen, längeren Lieferzeiten und einer insgesamt weniger flexiblen Produktion. Es kann zu höheren Betriebskosten kommen. In wettbewerbsintensiven Märkten kann dies zu einem Verlust von Marktanteilen führen.

Heijunka senkt die Produktionskosten, indem es Schwankungen in der Produktionsnachfrage reduziert und somit Überstunden, Lagerbestände und Ineffizienzen vermeidet. Durch die gleichmäßige Verteilung der Aufträge wird eine bessere Ressourcennutzung erreicht und Maschinen werden konstant ausgelastet. Dies führt zu einer stabileren Produktionsplanung und weniger kostenintensiven Anpassungen.

Auf lange Sicht können auch die Wartungskosten gesenkt werden, da Maschinen regelmäßig und ohne Überlastung arbeiten.

Wichtige KPIs für die Messung des Erfolgs von Heijunka sind die Produktionsauslastung, der Durchsatz pro Stunde, die Zykluszeiten und die Fehlerquote. Auch die Bestandskosten und die Lagerumschlagsrate sind wichtige Kennzahlen, um zu beurteilen, wie gut die Produktion nach Heijunka-Prinzipien läuft. Ein weiterer relevanter KPI ist die Erfüllungsrate von Produktionsplänen, die anzeigt, wie gut das Unternehmen in der Lage ist, die geplanten Produktionsmengen ohne Verzögerungen zu erreichen.

Zur Unterstützung von Heijunka können moderne Produktionsplanungs- und Steuerungssoftware (PPS/ERP-Systeme) eingesetzt werden. Tools wie SAP, Oracle oder spezialisierte Softwarelösungen für Lean Management bieten Funktionen zur Visualisierung und Planung von Produktionszyklen.

Auch digitale Heijunka-Boards für die Echtzeitüberwachung der Produktionslinie sind hilfreich, um die fortwährende Anpassung der Produktionsprozesse sicherzustellen. flowdit ergänzt diese Technologien, indem die Software eine effiziente Verwaltung und Nachverfolgung von Produktionschecklisten ermöglicht, sodass alle Schritte in Echtzeit dokumentiert und optimiert werden können.

Image: Adobe Stock – Copyright: ©  Yurii Kibalnik – stock.adobe.com

Marion Heinz
Editor
Content writer with a background in Information Management, translating complex industrial and digital transformation topics into clear, actionable insights. Keen on international collaboration and multilingual exchange.

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