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Gemba Walk oder Layered Process Audit? Welcher Ansatz passt besser?

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Drei Fachkräfte mit Helmen blicken in eine Produktionshalle – Diskussion über Gemba Walk oder Layered Process Audit (LPA)

Zusammenfassung: In der Qualitätssicherung führen viele Wege zur Prozessstabilität. Zwei bewährte Ansätze in der Fertigung sind der Gemba Walk und das Layered Process Audit (LPA). Beide sind etabliert, werden aktiv praktiziert – und doch könnten ihre Wirkungen unterschiedlicher kaum sein. Was häufig übersehen wird: Die Wahl zwischen Gemba Walk und LPA ist mehr als eine Methodendiskussion. Sie spiegelt wider, wie Qualitätskultur im Unternehmen gelebt wird – und ob Software bloß kontrolliert oder gezielt zur Verbesserung von Abläufen eingesetzt wird. Hinter der Wahl steht mehr als eine Frage der Technik – sie verrät, wie Führung im Unternehmen verstanden und gelebt wird: „Wer regelmäßig prüft, muss nicht zwangsläufig besser verstehen – aber wer nicht versteht, prüft irgendwann das Falsche.“

Methodische Sicherheit trifft operative Realität

Layered Process Audits sind präzise. Sie liefern Struktur, Wiederholbarkeit und Vergleichbarkeit. Kein Bereich der Fertigung bleibt dauerhaft unbeobachtet. Was sich auf den Auditbögen zeigt, lässt sich zurückverfolgen, aggregieren, dokumentieren.

Doch genau das birgt auch die Gefahr: Audit-Fatigue. Wenn Prüfungen zur Pflichtübung werden, verliert der Prozess seine Schärfe. Die Checkliste ersetzt dann das Hinschauen, das Abhaken das Verstehen.

Gemba Walks hingegen fördern Beobachtung, nicht Kontrolle. Sie laden zum Dialog ein, nicht zur Bewertung. Und gerade im Bereich Qualität kann dieser Unterschied entscheidend sein: Zwischen einem dokumentierten Mangel und einem tatsächlich gelösten Problem liegen oft Welten.

Wo LPAs versagen, weil alles zu perfekt aussieht

In stabilen Serienfertigungen haben LPAs ihre Berechtigung. Aber: Grüne Haken auf dem Auditbogen bedeuten nicht automatisch fehlerfreie Prozesse.

In mehreren mittelständischen Fertigungsbetrieben, die mit digitalen LPA-Lösungen arbeiteten, zeigte sich genau dieses Muster: Auditergebnisse top – operative Realität mittelmäßig. Der Grund: Die Auditstruktur war zu eng getaktet, die Inhalte zu starr. Es wurde geprüft, was einmal definiert wurde – nicht das, was aktuell schieflief.

Erst ergänzende Gemba Walks durch die mittlere Führungsebene brachten Ursachen ans Licht, die vorher keiner gesehen hatte: Veraltete Arbeitsanweisungen, doppelte Rückfragen, informelle Abkürzungen, die zu Fehlern führten

Beobachten statt Bewerten

Ein Gemba Walk bringt Führungskräfte dorthin, wo operative Herausforderungen entstehen – nicht als Kontrolleure, sondern als aufmerksame Zuhörer. Die Gespräche vor Ort lassen sich durch keine Software und keine Checkliste vollständig ersetzen. Sie bilden jedoch die Grundlage für jedes Qualitätssystem: Denn die besten Audits beginnen mit einem Dialog, nicht mit einem Formularfeld. Ohne Ziel,  Struktur, konsequente Nachverfolgung und systematische Umsetzung bleibt der Nutzen eines Gemba Walk jedoch begrenzt. Eine Gemba Walk Checkliste kann hier unterstützen – nicht als starres Formular, sondern als digitaler Leitfaden: Was soll beobachtet werden? Welche Fragen sind relevant? 

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Wann ist welcher Ansatz besser?

SituationGemba WalkLayered Process Audit
Einführung neuer Produktionslinie✅ Frühzeitiges Begleiten von Abläufen und Erkennen von Schwachstellen⚪ Geeignet, sobald stabile Standards und Prozesse vorliegen
Absicherung von Standardprozessen⚪ Beobachtungen schwer systematisch erfassbar, kaum dokumentierbar✅ Hohe Reproduzierbarkeit durch strukturierte Prüfpunkte
Digitalisierung von Prozessen✅ Zeigt realistische Herausforderungen und Nutzerverhalten⚪ Prüfung digitaler Standards, ideal bei geregelten Abläufen
Komplexe Schnittstellenprozesse✅ Hilft, Wechselwirkungen zwischen Abteilungen vor Ort sichtbar zu machen⚪ Eher auf einzelne Verantwortungsbereiche fokussiert
Umfeld mit hohem Qualitätsdruck⚪ Unterstützt Qualitätsbewusstsein, jedoch schwer quantifizierbar✅ Bietet klar definierte Prüfzyklen und objektive Nachweise
Einführung neuer Arbeitsmethoden✅ Feedback und Akzeptanz direkt im Prozess erkennbar⚪ Systematische Umsetzung kann zu früh formell wirken
Risikobasierte Prozessbewertung✅ Subjektive Einschätzung möglich, guter Startpunkt✅ Ideal zur kontinuierlichen Bewertung kritischer Prozessschritte
Entwicklung von Führungskräften ✅ Dialog fördert Leadership⚪ Weniger interaktiv
Kulturwandel im Werk✅ Fördert Vertrauen, Offenheit und bereichsübergreifenden Austausch⚪ Risiko: Kann als reines Kontrollinstrument wahrgenommen werden

Methode ist nicht gleich Methode

Wann wirkt welche Methode? Die Antwort hängt vom Umfeld ab:

  • Ein Hersteller mit stark schwankenden Stückzahlen in einem volatilen Marktumfeld braucht keine überbürokratisierte Auditstruktur. Dort kann der Gemba Walk helfen, das Wesentliche im Blick zu behalten.
  • Ein Serienfertiger mit eng getaktetem Output und geringen Fehlertoleranzen braucht dagegen klare, reproduzierbare Audits. Ein Walk reicht dort nicht – zu zufällig, zu punktuell.

Und in Unternehmen, in denen Zuständigkeiten unklar sind oder Entscheidungen nicht nachvollziehbar getroffen werden? Da greifen beide Methoden schnell ins Leere. Gemba Walk und LPA setzen voraus, dass offen gesprochen wird und Probleme sichtbar gemacht werden dürfen. Ein Audit braucht Verbindlichkeit. Wenn aber Informationen zurückgehalten werden oder niemand Verantwortung übernimmt, helfen auch die besten Werkzeuge nichts. Dann liegt der Fehler nicht in der Methode, – sondern an der Art, wie im Unternehmen gearbeitet wird.

Beide Methoden stoßen an Grenzen – wenn sie alleinstehen: Wer mit Checklisten durch die Fertigung geht, darf nicht glauben, dass er gesehen hat, was wichtig ist. Und wer auf persönliche Gespräche setzt, darf nicht darauf verzichten, auch Strukturen zu analysieren.

Digitale Umsetzung: Audit-Tools mit echter Wirkung

Ob LPA oder Gemba Walk – ohne digitale Unterstützung stoßen beide Methoden früher oder später an praktische Grenzen. Entscheidend ist, dass die Software nicht bloß dokumentiert, sondern den auditiven oder beobachtenden Prozess mitdenkt:

  • Kann sie mehrere Auditarten sauber trennen, aber gemeinsam auswerten?

  • Gibt es Platz für Kommentare, Fotos, spontane Beobachtungen – oder nur Checkboxen?

  • Unterstützt sie Führungskräfte, ohne ihre Aufgabe zu ersetzen?

flowdit wurde genau mit diesen Anforderungen entwickelt – nicht als starres Tool, sondern als digitales Abbild gelebter Führung.

Praxisbeispiel Maschinenbau

Ein mittelständisches Maschinenbauunternehmen führte zunächst LPAs ein. Die Audits liefen gut – auf dem Papier. Die Kennzahlen stimmten. Aber in der Produktion blieben die Beschwerden über unausgereifte Arbeitsanweisungen.

Erst durch Gemba Walks kam heraus, dass die Schichtleiter zwar prüften, aber nie in den Dialog mit den Mitarbeitenden gingen. Die Listen wurden abgehakt – aber niemand fragte nach dem „Warum“.

Heute kombiniert das Unternehmen beide Methoden:

  • Morgens der Gemba Walk durch die Teamleiter, mit offenem Ohr für Probleme.

  • Am Nachmittag das strukturierte LPA, bei dem konkrete Standards überprüft werden.

Der Effekt: Die Stimmung ist besser, die Kennzahlen sind stabil – und Fehlerquellen werden früher erkannt.

Zwei Wege, ein Ziel

In der Praxis zeigt sich ein wiederkehrendes Muster: Wer auf LPAs setzt, will Stabilität, wer Gemba Walks integriert, will Verständnis. Beide Wege sind legitim. Entscheidend ist, dass sie nicht nebeneinanderher laufen, sondern sich ergänzen – gestützt von einer Software, die nicht nur erfasst, sondern auch spiegelt, was wirklich passiert.

Ein Gemba-Modul ohne Fotodokumentation? Unbrauchbar. Ein LPA-System ohne Kommentarfunktion? Lückenhaft. Eine Lösung, die beides kann – aber auf einfache Bedienbarkeit verzichtet? Nicht praxistauglich.

Wo Kontrolle endet, beginnt echte Führung

Die Entscheidung zwischen Gemba Walk und LPA ist keine technische, sondern eine strategische. Es geht um das Selbstverständnis von Führung. Um die Frage: Traue ich meinen Leuten? Oder meinen Prozessen? Wer führen will, muss beides können: zuhören und kontrollieren, beobachten und dokumentieren. Am Ende ist es nicht entscheidend, welche Methode „besser“ ist – sondern dass diese in einen funktionierenden Verbesserungsprozess eingebettet ist – digital unterstützt, nachvollziehbar, anschlussfähig. 

Digitale Tools wie flowdit ersetzen keine Entscheidungen  – aber sie machen es einfacher, Konsequenzen zu ziehen.

Sie wollen wissen, wie Gemba Walks und LPAs digital abbildbar sind – ohne ihren Charakter zu verlieren? Dann sollten wir sprechen. Nicht auditieren.

Image: Adobe Stock – Copyright: © KN Studio – stock.adobe.com

Marion Heinz
Editor
Content writer with background in Information Management and deep interest in industrial topics, Industry 4.0, and digital solutions. Eager to collaborate in multilingual settings and provide insights for businesses.

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