Zusammenfassung: Ein Gemba Walk soll Abläufe der Fertigung dort sichtbar machen, wo sie tatsächlich stattfinden – direkt auf dem Shop Floor. Doch ohne klare Struktur bleibt er oft wirkungslos. Eine durchdachte Checkliste hilft, Beobachtungen systematisch zu erfassen, Abweichungen zu erkennen und Gespräche mit Mitarbeitern auf das Wesentliche zu lenken. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie eine Checkliste erstellen, die in der Praxis wirklich funktioniert – im Mittelpunkt steht die Frage, wie aus einem Rundgang ein Werkzeug zur kontinuierlichen Verbesserung wird.
Gemba Walk – Potenziale erkennen, statt nur mitlaufen
In vielen Produktionsunternehmen ist der Gemba Walk ein fester Bestandteil kontinuierlicher Verbesserungsprozesse. Entwickelt wurde das Konzept von dem Japaner Taiichi Ohno, der als Wegbereiter der Just-in-Time-Produktion gilt. Die Anwendung von Gemba bedeutet Prozesse direkt am Ort des Geschehens zu beobachten – dort, wo Wertschöpfung stattfindet. Damit ein Rundgang in der Produktion nachweislich positive Effekte erzielt, braucht es Struktur. Eine durchdachte Checkliste unterstützt dabei, relevante Beobachtungen systematisch zu erfassen, Potenziale klar zu benennen und den Dialog mit den Mitarbeitenden konstruktiv zu gestalten. Richtig eingesetzt, wird der Gemba Walk so zu einem wirksamen Bestandteil der Problemlösung
Warum eine Gemba Walk Checkliste?
Ein Gemba Walk ohne Vorbereitung? Das endet oft in einem lockeren Gespräch mit ein, zwei Mitarbeitenden – und der Rest bleibt unbeachtet. Dabei geht es nicht darum, zufällig Eindrücke zu sammeln. Wer mit einer klaren Checkliste losgeht, sieht mehr, fragt gezielter – und nimmt nicht nur die offensichtlichen Dinge mit. Sie unterstützt die Identifizierung von Abweichungen und Verbesserungspotenzialen, die im Tagesgeschäft leicht übersehen werden. Gerade in hektischen Produktionsumgebungen ist es entscheidend, dass Beobachtungen nicht im Tagesgeschäft untergehen, sondern konkrete Verbesserungen angestoßen werden.
Gemba Walk oder Layered Process Audit? Wer beobachten und verstehen will, wählt den Walk. Wer Standards prüfen will, das Audit. Die beste Wirkung entfalten beide Methoden im Zusammenspiel.
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Vorbereitung für Ihren Gemba Walk
Bevor Sie Ihren Gemba Walk durchführen, sollten Sie genau festlegen, was Sie beobachten möchten. Die Fragestellungen auf Ihrer Liste hängen davon ab, ob Sie Qualität, Sicherheit, Materialfluss oder den Zustand der Maschinen überprüfen möchten.
Typische Themenbereiche für eine Gemba Checkliste:
Arbeitssicherheit: Ist der Arbeitsplatz sicher gestaltet?
Standardisierung: Werden definierte Arbeitsabläufe eingehalten?
Verschwendung: Gibt es unnötige Wege, Wartezeiten oder Überproduktion?
Qualität: Gibt es Hinweise auf Fehler oder Nacharbeit?
Materialfluss: Werden Materialien logisch und reibungslos transportiert?
Maschinenzustand: Sind alle Anlagen und Maschinen in betriebsfähigem Zustand?
6-Punkte-Plan für effektive Gemba Walks
1: Ziel definieren
Bevor eine Checkliste erstellt wird, sollte das Ziel des Gemba Walks klar sein.
Mögliche Leitfragen:
Geht es um ein regelmäßiges Audit oder einen konkreten Verdacht?
Welche Abteilung oder Linie wird besucht?
Wer nimmt teil (z. B. Produktionsleitung, Qualität, Instandhaltung)?
💡 Tipp: Formulieren Sie ein klares Ziel – z. B. „Erkennen von Abweichungen in der Montagelinie X“ – und stimmen Sie die Checkliste enstprechend ab.
2: Kategorien festlegen
Strukturieren Sie Ihre Checkpunkte in sinnvollen Kategorien. Das macht es einfacher, systematisch vorzugehen und später Erkenntnisse auszuwerten.
3: Konkrete Beobachtungspunkte formulieren
Verwandeln Sie allgemeine Themen in konkrete Checkpunkte. So wird aus „Sauberkeit“ z. B.:
„Ist der Arbeitsplatz frei von losem Material?“
„Sind Reinigungshilfsmittel vorhanden und griffbereit?“
💡 Tipp: Vermeiden Sie zu offene Fragen wie „Ist alles in Ordnung?“ – dies führt zu vagen Antworten.
4: Teilnehmer einladen
Wer führt den Walk durch? Je nach Zielsetzung ist ein interdisziplinäres Team sinnvoll z.B.:
Produktionsleitung
Qualitätsverantwortliche
Instandhaltung
Arbeitssicherheit
💡 Tipp: Wechselnde Teams fördern frische Perspektiven und steigern die Akzeptanz im Shopfloor.
5: Zeitlimits festlegen
Ein Gemba Walk sollte regelmäßig stattfinden – aber nicht zur Pflichtübung verkommen.
Empfehlung:
Dauer: 20–30 Minuten
Häufigkeit: 1–2 Mal pro Woche
Zeitpunkt: Möglichst zur Schichtmitte (nicht direkt zu Beginn oder Ende)
6: Digitale Tools nutzen
Digitale Checklisten-Tools wie flowdit helfen, Gemba Walks systematisch zu dokumentieren, auszuwerten und Maßnahmen direkt zu verfolgen.
Vorteile digitaler Checklisten:
Keine Zettelwirtschaft
Fotos, Kommentare und Zuständigkeiten direkt erfassen
Maßnahmen sofort zuweisen und nachverfolgen
Auswertung und Statistik auf Knopfdruck
✅ Beispiel: Gemba Walk Checkliste für eine Montagelinie
Eine gut strukturierte Checkliste richtet den Blick auf relevante Beobachtungspunkte – und schafft die Voraussetzung dafür, dass aus einem Rundgang echte Verbesserungen entstehen. Das Beispiel gilt für eine Montagelinie, ist aber auf andere Fertigungsbereiche übertragbar.
Ziel: Erkennung von Abweichungen im Materialfluss, in der Arbeitsplatzgestaltung sowie im täglichen Ablauf.
1. Materialfluss
☐ Werden Materialien ohne Umwege an den Arbeitsplatz geliefert?
☐ Gibt es Engpässe, Wartezeiten oder Rückstaus?
☐ Sind Nachschubprozesse geregelt und sichtbar?
☐ Werden leere Behälter rechtzeitig entfernt?
2. Arbeitsplatzgestaltung
☐ Ist der Arbeitsplatz frei von losem Verpackungsmaterial?
☐ Sind Werkzeuge griffbereit, beschriftet und ergonomisch angeordnet?
☐ Gibt es visuelle Hilfen (z. B. Shadow Boards, Markierungen)?
☐ Stimmen Positionierung und Reihenfolge der Arbeitsschritte?
3. Qualität und Nacharbeit
☐ Liegen Hinweise auf Nacharbeit oder Ausschuss vor?
☐ Werden Abweichungen dokumentiert?
☐ Sind alle Prüfmittel einsatzbereit und korrekt gekennzeichnet?
4. Sicherheit und Ergonomie
☐ Gibt es Stolperstellen, ungesicherte Kabel oder schlecht beleuchtete Bereiche?
☐ Wir persönliche Schutzausrüstung korrekt verwendet?
☐ Ist die Körperhaltung der Mitarbeitenden ergonomisch sinnvoll?
☐ Sind Not-Aus-Schalter sichtbar und zugänglich?
5. Standardisierung
☐ Werden Arbeitsanweisungen eingehalten?
☐ Sind Standards sichtbar und aktuell?
☐ Treten Abweichungen zwischen Schichtwechseln auf?
6. Kommunikation & Hinweise der Mitarbeitenden
☐ Gibt es Rückmeldungen oder Hinweise aus dem Team?
☐ Werden Verbesserungsvorschläge systematisch aufgenommen?
☐ Bestehen Unklarheiten bei Arbeitsaufträgen oder Prioritäten?
📥 Vollständige Gemba Walk Checkliste herunterladen
Typische Fehler beim Gemba Walk
Selbst gut gemeinte Gemba Walks scheitern oft an einfachen Ursachen. Dazu gehören:
⚡ Standardisierte Checkliste ohne Praxisbezug: Globale Vorlagen werden übernommen, ohne auf lokale Besonderheiten einzugehen.
⚡ Keine Nachverfolgung: Durch mangelnde Konsequenz werden Erkenntnisse notiert, aber nicht weiterverfolgt.
⚡Fokus auf „Sauberkeit“ statt Prozessbeobachtung: Aufgeräumte Bereiche sind angenehm – sagen aber wenig über Abläufe aus.
⚡ Fehlende Präsenz der Führung: Ohne aktive Teilnahme von Managern und Führungskräften verliert der Gemba Walk an Bedeutung.
⚡ Checkliste statt Dialog: Eine gute Checkliste bringt Struktur – ersetzt aber nicht die offene Beobachtung und das gezielte Nachfragen.
👉 Anders als bei einem Layered Process Audit mit fest definierten Prüfpunkten, lebt der Gemba Walk vom situativen Austausch. Die Checkliste dient nicht der Kontrolle, sondern der Orientierung.
Für alle, die nicht nur beobachten, sondern weiterdenken – flowdit.
Viele Unternehmen beginnen mit Papier, Excel oder statischen PDF-Formularen. Die Folge: Zeitverlust, Informationsbrüche, fehlende Transparenz. Was zählt, ist nicht die Erfassung – sondern die Weiterverarbeitung. Wer täglich neue Details erkennt, aber sie nicht strukturiert auswertet, verschenkt Potenzial.
Eine digitale Lösung wie flowdit geht einen Schritt weiter:
Sie verbindet Checklisten mit Maßnahmensteuerung, Fotodokumentation, Historie, Standortlogik und Live-Auswertung. So entstehen aus jedem Gemba Walk nicht nur einzelne Beobachtungen, sondern ein systematischer Verbesserungsprozess.
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